Letztes Wochenende habe ich mich zusammen mit meinen Kollegen vom RIKEN Institut, die ich am Wochenende zuvor bei dem japanischen Kulturfest kennen gelernt habe, aufgemacht in Richtung Nikko. Nikko ist eine Stadt in den Bergen, 140 Kilometer nördlich von Tokyo mit Tempeln die Teil des UNESCO Weltkulturerbes sind. Nikko liegt in einem gleichnamigen Naturschutzpark mit vielen heissen Quellen und Wasserfällen. All dies macht Nikko natürlich zu einem sehr beliebten Ziel für Touristen aus Japan und aus der ganzen Welt. Deswegen hatten wir uns dazu entschieden am Samstag so früh wie möglich einen Zug nach Nikko zu nehmen, die Tempel anzuschauen, in Nikko zu übernachten und dann am Sonntagmorgen uns die Wasserfälle anzuschauen. Deswegen mussten wir am Samstag um 6 Uhr in der Früh schon die U-Bahn von Wako-Shi zum Bahnhof nach Asakusa nehmen um dann von dort aus den Zug nach Nikko zu nehmen und dort dann 3 Stunden später anzukommen. Und wie es immer so mit früh Aufstehen Ideen ist, man hat sie nicht allein und kann sich dann doch recht glücklich schätzen wenn man in dem Zug nach Nikko noch einen Sitzplatz bekommt. Nikko ist zur Zeit auch so beliebt weil sich die Blätter des japanischen Ahorns zu dieser Zeit zu einem nahezu unwirklich leuchtendem Rot verfärben.

In Nikko angekommen haben wir uns dann auch gleich auf den Weg zum Tempelberg hinter Nikko, vorbei an der heiligen Shinkyo Brücke, gemacht. Wie erwartet erstrahlt der Wald um Nikko herum in den schönsten Herbstfarben und der Weltkulturerbe Toshogu Schrein ist atemberaubend.

Der Toshogu Schrein wurde zu Ehren des Shogun Tokugawa Ieyasu und als dessen Gruft erbaut. Tokugawa Ieyasu hat das Tokugawa Shogunat 1603 begründet und damit Kyoto als alte Hauptstadt Japans abgelöst und den Aufstieg Edos (später Tokyo) bewirkt. Toshogu ist für einen japanischen Tempel  ungewöhnlich aufwendig gestaltet mit viel Blattgold, aufwendig bemalten Holz und filigranen Schnitzarbeiten. Unter diesen Schnitzarbeiten gibt es dann wiederum einige die herausstechen wie die schlafende Katze und die drei Affen. Diese drei Affen illustrieren das buddhistische Prinzip: “Mizaru,Kikazaru,Iwazaru” -(nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen). Einer verdeckt sich die Augen, der andere die Ohren und der dritte den Mund. “zaru” ist hierbei eine grammatische Form die man einem Verb anhängen kann und bedeutet das man etwas nicht tut. Diese grammatische Form ist aber dem Wort “Saru”, das Affe bedeutet, sehr ähnlich und daher wahrscheinlich die Affen. In Japan und im Buddhismus allgemein symbolisieren die drei Affen die Innere Reinheit und Immunität gegen alles Schlechte in der Welt. In unserer westlichen Welt hat sich diese Aussage allerdings gewandelt: Die Affen stehen für das Fehlen an Zivilcourage und Unaufrichtigkeit gegenüber eigener Überzeugungen.

Nikko ist zu dieser Zeit im Jahr schon sehr kalt und wir haben uns direkt nach unserem Ausflug in ein Restaurant gesetzt und warme Soba Suppe gegessen. In Nikko wird die Soba Suppe zusammen mit Yuba Tofu serviert. Yuba wird gewonnen indem man die Haut die sich auf heisser Sojabohnenmilch bildet immer wieder abseit. Dabei entsteht ein blätterteigartiges Tofu das sich optimal mit Brühe vollsaugt wenn man es zusammen mit Suppe serviert.

Gegen 5 Uhr Abends haben wir uns dann aufgemacht zu unserem Hostel in Nikko , einem gemütlichen, kleinen Haus mit großem Gemeinschaftsraum mit angeheiztem Holzofen. Von da aus haben wir uns dann aber noch einmal aufraffen müssen um noch mal ins Zentrum von Nikko zu laufen und etwas zu essen zu finden. Wir haben uns nach kurzer Suche für ein Restaurant entschieden dass Shabu-Shabu serviert. Shabu-Shabu ist eine Fondue, bei dem man hauchdünn geschnittene Fleischscheiben in heissem Wasser zusammen mit Gemüse gar kocht um sie dann mit einem Sesamdip zu essen.

Nach einer sehr kurzen Nacht haben wir uns dann am Sonntagmorgen um 6 Uhr in den Bus gesetzt um vor den schon erwähnten Touristen an den Wasserfällen anzukommen. Wegen den über den ganzen Tag verteilten, kleinen Regenschauern waren wir aber ziemlich alleine an den Wasserfällen und auch auf unserer kleinen Wanderung auf einer Hochebene im Naturschutzgebiet Nikko. Den Tag abgerundet haben wir dann in einem Onsen am Gebirgssee Chuzenji. Durch die erhöhte vulkanische Aktivität im Erdbebenland Japan gibt es viele heisse Quellen. Die Japaner nutzen diese Quellen für den Bau von kleinen Thermalbädern, den Onsen. Ein Onsen Bad kann man gut mit einer Sauna vergleichen. Man duscht sich im Sitzen peinlichst genau, setzt sich dann in das Becken mit Wasser aus der heissen Quelle und duscht sich danach noch einmal ab und kann sich dann zum Schlafen in einen Ruheraum legen. Obwohl wir alle nach dem Bad im Onsen liebend gerne ein Runde geschlafen hätten war dafür keine Zeit, weil der letzte Zug von Nikko nach Tokyo um 17 Uhr fährt und so konnten wir uns erst um 10 Uhr Abends nach einem sehr schönen Wochenende in Nikko völlig erschöpft in unsere Betten legen.