Mein letzter Abend in Japan ist nun angebrochen und damit wird es höchste Zeit dass ich euch mal kurz zeige wie ich die letzten 3 Monate gewohnt habe und wie die nähere Umgebung von dem Forschungsinstitut aussieht in dem ich gearbeitet habe.

Auf dem RIKEN Forschungsgelände gibt es verschiedene Labore, drei Kantinen, ein Schwimmbad und einen kleinen See an dessen Ufer das Haus steht in dem ich und alle anderen nicht japanischen Forscher die auf Besuch sind wohnen. Das Haus ist in dem traditionellen japanischen Stil gebaut. Das heisst es handelt sich um ein Gerüst aus Holz teilweise auch Bambus mit Füllungen aus Strohmatten und Lehm. Man kann die Bauweise also gut mit den Fachwerkhäusern aus Europa vergleichen, allerdings ist die Balkenstruktur nicht so kompliziert wie beim Fachwerk. In der Edo Zeit, also der Zeit in der Kyoto als Hauptstadt von dem aufstrebenden Tokyo (damals Edo) ersetzt wurde, gab es viele Brände. Die japanische Architektur aus dieser Zeit ist deshalb von Schlichtheit geprägt. Ausserhalb Tokyos wurden große Holzlager errichtet um im Fall eines Brandes die Häuser schnell wieder aufbauen zu können.

In der Meiji Zeit, der Zeit in der sich Japan nach dem Vorbild Europas modernisiert hat, liessen sich japanische Architekten stark von der Wiener Architektur inspirieren. Unsere Kantine ist aus dieser “Wiener-Zeit”. Die Backsteinbauten haben auch den Vorteil das sie einem Brand standhalten können. Allerdings waren die Backsteinbauten aus dieser Zeit nicht erdbebensicher und das heutige Bild Tokyos ist daher sehr stark durch Stahlbeton geprägt.

Alle japanischen Häuser besitzen mindestens ein Washitsu, einen Raum nach traditioneller japanischer Architektur. Der Washitsu ist mit Tatami Matten ausgelegt. Tatami Matten sind Matten aus Reisstroh die in ganz Japan die selbe Größe haben. In Japan wird daher teilweise die Größe eines Raumes nicht in Quadratmetern sondern in Anzahl der Tatami Matten angegeben. Als Wände in einem Washitsu werden Shoji verwendet. Shoji sind Schiebewände deren Elemente aus mit Reispapier beklebten Holzrahmen bestehen. Genauso wie die Wände sind in den Washitsu auch die Türen schiebbar und bestehen aus einem mit Reispapier beklebten Holzrahmen. Im Zentrum des Washitsu befindet sich ein tiefer Tisch, in etwa vergleichbar mit unserem Couchtisch. Um den Tisch sitzt die japanische Familie im Schneidersitz auf kleinen Kissen. Ursprünglich wurde in Japan auf rollbaren Matratzen, den Futons, direkt auf dem Boden geschlafen. Doch diese Art des Betts wurde fast komplett durch das westliche Holzbett mit Lattenrost ersetzt. Auch mein Zimmer hat leider nur ein Bett im westlichen Stil enthalten. Ich hätte auch beim Hausmeister um ein Futon bitten können wie ich erst zum Schluss meines Aufenthalts erfahren habe.

Zu jedem traditionellen Haus in Japan gehört auch noch der Garten und Garten und Haus werden mit einem Holzbalkon, dem Engawa verbunden. Der Engawa ist überdacht aber im Freien, darf nur mit Hausschuhen betreten werden und kann vom Garten aus durch einen speziell dafür vorgesehenen Stein betreten werden.