Ich bin nun schon seit längerer Zeit in einem Sprachkurs für Konversations-japanisch und alle Schüler dieser Sprachschule wurden letztes Wochenende eingeladen an einem Fest teilzunehmen dass uns die japanische Kultur etwas näher bringen soll. So sind wir also am Samstag um 12 Uhr in das Regierungsviertel Tokyos gefahren um uns dort in einem der Verwaltungsgebäude im 43. Stock zu treffen. Dort haben uns dann eine Rakugo Aufführung und mehrere Stationen zum Ausprobieren von Teezeremonien, Origami und Go erwartet. Rakugo ist eine traditionelle Form japanischen Theaters bei dem ein Schauspieler alleine auf einem Tisch sitzend lustige Geschichten vorspielt und dabei alle Personen gleichzeitig spielt. Das ganze muss er mit einem Minimum an Requisiten bewerkstelligen, typischerweise mit einem Fächer. Nach der Vorführung wurde das Buffet mit Sushi und den verschiedensten leckeren japanischen Torten eröffnet. Da haben Sebastian, ein deutscher Physiker den ich vom Hallenfussball kenne, und ich uns natürlich nicht lange bitten lassen. Bei dieser Gelegenheit haben wir dann auch noch andere Forscher vom RIKEN Institut kennen gelernt die uns eingeladen haben mit ihnen am Sonntag nach Kamakura zu gehen.

Der Ausflug nach Kamakura wurde von einer Gruppe von drei Japanern die sich “japanize!” nennen organisiert. Die organisieren unentgeltlich Aktionen wie Sushi Kurse, Kimono tragen oder Hafenrundfahrten in Tokyo für Ausländer und Japaner um Ausländer in die japanische Gesellschaft einzubinden. Am Bahnhof von Kamakura hat sich dann auch eine bunt gemischte Gruppe von 50 Leuten aller Nationalitäten getroffen um sich zusammen Kamakura anzuschauen.

Kamakura ist eine Stadt an der Küste 50 Kilometer südlich von Tokyo. Kamakura liegt von allen Seiten umschlossen von Bergen am Meer. Die natürlich Festung Kamakura ist nur durch die sieben natürlichen Tore, kleine sehr enge Täler, von Aussen zu erreichen. In den Jahren 1192 bis 1333 war Kamakura die Hauptstadt Japans. Minamoto Yoritomo hatte sich im Gempei Krieg gegen den Taira Klan der in Kyoto zu dieser Zeit herrschte durchgesetzt. Lange konnte er allerdings sein Shogunat in Kamakura nicht geniessen. 1199 fiel er von einem Pferd und starb. Direkt nach seinem Tod versuchte Kyoto wieder die Macht über Japan zu erlangen, konnte sich aber nicht gegen die Hojo  Regenten von Kamakura durchsetzten. Die Hojo Regenten haben dann Japan bis 1333 regiert , mussten dann aber aus finanziellen Gründen die Macht wieder an Kyoto abgeben. Die erfolgreiche doppelte Abwehr der Hunnen, die sich vorher China unter den Nagel gerissen haben, hatte alle ihre Reserven verschlungen.

Übrig geblieben von dieser Zeit ist in Kamakura eine grosse Zahl von Tempeln, eine Prachtallee die den Hauptempel über drei Shintotore mit dem Strand verbindet und ein 11 Meter hoher Kupfer Buddha. Der Buddha war ursprünglich in einem Tempel. Der Tempel wurde aber im 15 Jahrhundert von einem Tsunami zerstört und nicht mehr wieder aufgebaut.

Nach unserem Besuch in Kamakura haben wir uns noch die Halbinsel Enoshima angeschaut. Enoshima ist eine etwa zwei Quadratkilometer grosse, felsige Insel. Auf ihr befinden sich mehrere Tempel und ein moderner Leuchtturm.

Den Tag am Strand haben wir dann Ausklingen lassen in einem traditionellen japanischen Fischrestaurant mit unmengen an rohem Fisch (Sashimi) und dem einen oder anderen Bier.