Letztes Wochenende am Samstag habe ich mich auf eine etwas längere Reise ins etwa 5 Kilometer entfernte Niiza gemacht. Ich habe über Google Maps gesehen dass es auch dort einen sehr grossen Park gibt und ich habe immer noch das dringende Bedürfnis nach etwas Grünem und Ruhigem in dem gigantischen Ameisenhaufen Tokyo. Und genau das sollte ich auch finden…

Erst einmal musste ich aber die oben schon erwähnten 5 Kilometer an einer grösseren Strasse zurücklegen. Hierbei bin ich an heruntergekommenen Videospielläden, Autoverkäufern mit Leuchtreklame wie auf dem Oktoberfest, Bambuswäldern und lärmenden Schülern in Uniform vorbei gekommen. Meine Überraschung über den vollkommen eingezäunten Park den ich dann in Nizza vorfand war zunächst groß und meine Entscheidung ihn im Uhrzeigersinn zu umrunden im Nachhinein betrachtet unglücklich. Aber so konnte ich mir auch einen Eindruck von den Häusern und Menschen rund um den Park machen. Viele der Häuser um den Park haben tempelähnliche Architekturen und die Menschen scheinen hauptsächlich mit akribischen Gartenbau beschäftigt der jedem deutschen Schrebergärtner das Herz höher schlagen lassen würde. Kurz vor der Stelle an der ich ursprünglich den Park erreicht hatte war dann das Eingangstor. Für 500 Yen Eintritt (3,80 Euro) erkauft man sich komplette Ruhe und die Alleinherrschaft in einem Zen Garten mit in exotischen Pflanzen und frei lebenden Marderhunden. Das mit den Marderhunden habe ich allerdings auch erst nachher über Wikipedia heraus bekommen . Ich habe leider keinen der Marderhunde wirklich gesehen. Dafür sind mir einige handtellergroße Spinnen aufgefallen die zu allem Überfluss auch noch gelbe Netze spinnen.

Ausserdem befindet sich auf dem Gelände auch noch der ehemals privat-Tempel der Familie Matsudaira mit dem Namen Hierin-ji. Opa Matsudaira Nobutsuna, mit dem Beinamen der Weise, muss zu Zeiten der Shogune in Japan also in der Edo Periode ein ziemliches hohes Tier gewesen sein. Er war ein daimyo also so etwas wie ein Erzherzog, dass bedeutet zwischen ihm und den vielen japanischen Göttern ist nur noch der Shogun. Seine Sporen hat sich der adoptierte Matsudaire Nobutsuna in der erfolgreichen Niederschlagung der Shimabara Rebellion verdient. Einem Aufstand der hauptsächlich von katholischen Bauern angezettelt wurde aufgrund von religiöser Unterdrückung und drastisch erhöhten Steuern. Damals bestand noch nicht die Möglichkeit einer Maut nur für Ausländer um die Massen von den wahren Problemen abzulenken. Auch im heutigen Japan ist das angesichts des geringen Durchreiseverkehrs sehr schwierig. Davon abgesehen muss man auf Japans Autobahnen schon Maut bezahlen.

Die Tempelanlage wurde im 14. Jahrhundert von der Familie Matsudaira im 25 Kilometer entfernten Iwatsuki errichtet um dann auf Wunsch von Opa Matsudaira Nobutsuna post mortem von dessen Sohn nach Niiza verlegt zu werden. Die Anlage besteht aus mehreren Zen Buddhismus Tempeln in der sehr strengen Rinzai Tradition, einem Glockenhaus und einem Wasser Schrein mit Koi-Teich. Bis heute leben und lehren dort Zen Mönche die ich auch gesehen habe nur etwas zu schüchtern war um sie zu fotografieren, deswegen gibt es keine Bilder von ihnen. Auch hier sieht man die im letzten Artikel erwähnte Verstrickung von Shinto, der ursprünglichen Religion in Japan, und des von China importierten Buddhismus. Beispiele dafür sind der Shinto Wasser-Schrein und der Wasserbrunnen für die  Reinigungszeremonie des Shinto.

Viele der Buddha Statuen in dem Park tragen Rote Lätzchen. Rot ist in der shinto-buddistischen Tradition Japans die Farbe die vor Dämonen, Krankheit und Tod schützt. Zur selben Zeit wie der Buddhismus in Japan sich ausgebreitet hat herrschte eine große Blattern beziehungsweise Pockenplage. Von der Krankheit Betroffene galten als unheilbar wenn ihre Haut sich violett verfärbt. War die Haut allerdings rot konnte man davon ausgehen das sich der Kranke wieder erholen wird. Daraufhin hat sich in Japan das Tragen von roten Kleidungsstücken für besonders von den Pocken gefährdeten, wie zum Beispiel Kindern oder Leuten die die Kranken pflegten etabliert.

Eine Gottesanbeterin an einer Lampe direkt vor meiner Unterkunft hat dann diesen rundum gelungenen Tag abgerundet.